Symptome, Diagnose und Behandlung – das Feline Immundefizienz-Virus
Was ist FIV? FIV steht für das Feline Immundefizienz-Virus, also quasi das Pendant zum Humanen Immundefizienz-Virus, das Menschen sehr bekannte HIV. Tatsächlich sind beide Viruserkrankungen eng miteinander verwandt. Vielleicht kommt dir daher auch einiges in diesem Artikel aus Beiträgen über die Infektionskrankheit bei Menschen bekannt vor. FIV ist ein Virus, das bei Katzen eine Immunschwäche auslöst, die AIDS (englisch: Acquired Immune Deficiency Syndrome) sehr ähnlich ist. So wird die unspezifische Kombination aus Symptomen bezeichnet, die in Spätfolge der Infektion mit den immunschwächenden Retroviren ausgelöst wird.
Hier schon einmal vorweg: FIV ist für die unterschiedlichsten Krankheitsanzeichen verantwortlich. Als Beispiele sind Infektionen der Haut, Atemwege oder Augenentzündungen zu nennen. Aufgrund des geschwächten Immunsystems haben jedoch die meisten FIV+ Katzen eine massive Zahnfleischentzündung (Gingivitis) und/oder neurologische Symptome. Bei einer massiven Zahnfleischentzündung sind häufig Erreger aus dem Katzenschnupfen-Komplex (Calici) beteiligt.
Trotz der Ähnlichkeit mit HIV und der vielen offensichtlichen Parallelen, besteht für dich kein Grund zur Besorgnis bezüglich deiner eigenen Gesundheit. Das Immundefizienzsyndrom FIV – auch im weiteren Verlauf als Katzenaids bezeichnet – infiziert ausschließlich Katzen und ist nicht auf Menschen übertragbar. Trotzdem: Für immunsupprimierte Menschen besteht ein erhöhtes Risiko, aufgrund der Anfälligkeit für weitere Erkrankungen. Achte in diesem Fall besonders auf die Hygiene.
Tierschutzkatzen und FIV
Häufig landen infizierte Streuner in Tierheimen und sind schwer vermittelbar. Viele Tierhalter scheuen sich davor vorerkrankte Vierbeiner in ihre Obhut zu nehmen. Wie bei HIV gibt es aber auch bei FIV eine lange asymptomatische Periode, bevor AIDS auftritt. Genauer gesagt, gibt es 5 Stadien bei FIV:
- Primärstadium (geht über Wochen)
- Asymptomatisches Trägerstadium (chronisch, kann jahrelang dauern)
- Stadium der progressiven Lymphknotenschwellung – Die meisten Katzen befinden sich zwischen 2-3, die nächsten Stadien erreichen nur die wenigsten Tiere
- AIDS-related Complex
- Terminales Stadium
Zudem gibt es inzwischen Medikamente für erkrankte Miezen, um die noch symptomfreie Phase zu verlängern. Wenn du also überlegst, ob du eine Katze mit FIV aufnimmst, solltest du Folgendes wissen:
Die Lebenserwartung einer FIV positiven Katze ist variabel und hängt mitunter vom Immunsystem, Begleiterkrankungen und dem Lifemanagement ab. Bei einer Co-Infektion mit FeLV ist leider beispielsweise ein sehr schwerer Verlauf zu erwarten. Circa jede fünfte aller erkrankten Katzen sterben innerhalb von fünf Jahren nach der Infektion. Weiter gezählt, lebt wiederum jede fünfte Mieze länger als fünf Jahre, leidet jedoch an einer Immunsuppression (Beeinträchtigung des körpereigenen Abwehrsystems). Die verbleibenden Samtpfoten – immerhin mehr als die Hälfte aller erkrankten Katzen – erfreuen sich über ein langes Leben, brauchen jedoch deine Fürsorge, um Krankheiten so früh wie möglich zu erkennen und beim Tierarzt rechtzeitig behandeln zu lassen.
Wie erkennst du eine Infektion?
Jeder Tierhalter sollte über den (FIV/FeLV) Infektionsstatus seiner Katze Bescheid wissen. Vor allem wenn es ein Freigänger ist, ein Blutspender, nach einer Bissverletzung oder wenn die Katze krank ist. Dein Tierarzt wird bei Ungewissheit erst durch einen Test Klarheit schaffen können.
In manchen Fällen zeigen Katzen nach einer Infektion kurzfristig Krankheitserscheinungen. Das wird aber oft auf etwaige Bissverletzungen und nicht auf eine mögliche FIV-Infektion zurückgeführt. Zu den Anzeichen zählen hier Fieber und die Vergrößerung der Lymphknoten. Größtenteils verschlechtert sich mit der Ansteckung zeitgleich die Immunfunktion der Mieze und es besteht ein erhöhtes Risiko für andere Infektionen.
Da die Katze nach den Erstsymptomen rasch wieder gesund scheint, wird eine Erkrankung nicht immer als solche erkannt. Wie bereits erfahren, kann eine Katze dann in Folge auch noch über Monate und Jahre hinweg ohne Symptome leben. Einmal infiziert, bleiben die Vierbeiner jedoch lebenslang FIV-Patienten – eine Genesung ist nach derzeitigem Wissensstand noch nicht möglich.
Diagnose FIV
Sollte dein Vierbeiner Ansteckungssymptome zeigen, sprich deinen Tierarzt darauf an, damit er dein Lieblingstier entsprechend testet. In der Regel bestätigt oder widerlegt ein Screening-Test den Verdacht einer Infektion. Ein Test auf Antikörper kann jedoch frühestens 14 Tage (besser: Test sollte 60 Tage nach Exposition der Katze gemacht/wiederholt werden) nach der Infektion nachweislich Ergebnisse bringen. Sollte die Tierarztpraxis deines Vertrauens keinen entsprechenden Schnelltest vorrätig haben, werden Proben zur Blutuntersuchung in ein Referenzlabor geschickt. In Speziallabors kann das Virus im Blut selbst nachgewiesen werden.
Praxen oder Kliniken nutzen in der Regel Schnelltests, die je nach Hersteller den negativen Fall zu circa 95% sicher erkennen. Identifizieren diese deine Katze als positiv, erfolgt ein weiterer Test zur Sicherheit. Ist auch dieser Test positiv, gilt die Katze als infiziert.
Lass bei einem positiven Befund und einem Mehrkatzen-Haushalt zur Sicherheit auch deine anderen Schmuser testen. Eine Trennung der Lieblinge bei nur einer Erkrankung ist nicht unbedingt notwendig. Je nach Homogenität und Harmonie der Gruppe ist individuell zu entscheiden. Halte dafür Rücksprache mit deinem Tierarzt. Für die Zukunft gilt unabhängig davon: Stets auch deine gesunden Samtpfoten regelmäßig untersuchen lassen! Welche Kriterien erfüllt sein müssen, um das tierische Team auch weiterhin gemeinsam halten zu können, erfährst du im Absatz „Ansteckungsgefahren“.
Für eine Voruntersuchung und einen FIV-Test braucht dein Tierarzt nicht unbedingt offensichtliche Symptome. Er kann einen Antikörpertest auch aufgrund fehlender Anamnese empfehlen (wie z.B. bei einer Tierheim-Katze, vorangegangene Bissverletzung, usw.). Bei Blutspendern ist der Test jedoch verpflichtend und muss vor jeder Spende wiederholt werden! Möchtest du eine Katze aus dem Ausland adoptieren oder handelt es sich bei deinem Liebling um ein Findeltier, bringt ein Test Gewissheit über den Gesundheitszustand deines neuen Schützlings.
Ansteckungsgefahren bei FIV
Die Ansteckung erfolgt in der Regel via Bissverletzungen über den infizierten Speichel. Besonders gefährdet sind daher freilaufende, nicht kastrierte Kater, die oft in Revierkämpfe verwickelt sind. Weniger häufig wird FIV durch den eigentlichen Geschlechtsakt übertragen. Jedoch beißt der Kater die Kätzin immer ins Genick bei der Paarung. Eine daraus erfolgte Verletzung bietet demzufolge wieder ein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Der Grund, warum FIV regional so selten übertragen wird, ist neben der Prävalenz – Kennzahl in der medizinischen Statistik für die Krankheitshäufigkeit – (ca. 2-4% in Deutschland und Österreich) auch die gute Testung in der Katzenzucht.
In Ländern mit vielen Streuner-Katzen ist die Prävalenz höher (z.B. Italien ca. 13-33% – je nach Studie und getesteter Population). Noch seltener als durch den ausschließlichen Geschlechtsakt, wird eine Übertragung von Mutterkatzen an ihre Kätzchen beobachtet. Untersuchungen zeigen, dass ein gelegentlicher Kontakt – wie das Teilen von Futternäpfen oder das Kuscheln – äußerst unwahrscheinlich zu einer Weiterverbreitung des Virus führt. Das liegt unter anderem daran, dass das FI-Virus in der Außenwelt nur für Sekunden überlebensfähig ist.
Du siehst also, sozial verträgliche Katzen müssen nicht unbedingt voneinander getrennt werden, wenn sich eine von ihnen infiziert hat. Achte jedoch darauf, dass die Katzen keine Kämpfe untereinander ausfechten. Zudem raten wir dir davon ab, bei einem erkrankten Tier im Haushalt, eine fremde Katze aufzunehmen. Die Gefahr, dass sich hieraus Revierstreitigkeiten entwickeln, ist dann leider doch zu groß. Derzeit gibt es in Europa noch keinen zugelassenen Impfstoff gegen FIV.
Anpassungen bei einer erkrankten Katze zuhause
Eventuell wirst du bei einem kleinen Patienten zuhause ein paar Anpassungen vornehmen müssen. Um eine Verbreitung der Krankheit zu vermeiden, wird dein Vierbeiner wohl oder übel in geschlossenen vier Wänden bleiben müssen. Gerade für freiheitsverwöhnte Katzen mit einem großen Drang nach draußen wird die Umstellung einige Entbehrungen mit sich bringen. Mit anderen Worten: Dein umtriebiger Freigänger wird sich einem Hauskatzendasein beugen müssen. Aber keine Sorge, trotz anstrengender Übergangsphase (manche eingesperrten Freigänger entwickeln sich zu so genannten „Protest-Pinklern“), gibt es Möglichkeiten Alternativen zu schaffen. Biete deinem Rumtreiber ein Freigehege oder umzäuntes Areal, wo er sich entfalten kann.
Auch ein Clickertraining bietet Abwechslung und Bewegung für den eingesperrten Stubentiger. Wichtig ist zudem, dass das Tier kastriert ist – wenn das bisher nicht der Fall war, solltest du das unbedingt nachholen. Neben der Ausbreitungsgefahr des Virus, schützt du dein Lieblingstier, wenn du es als Hauskatze hältst, auch vor den Gefahren des Freigangs (Autounfall, Bissverletzung durch Katzen, Hunde, Wildtiere).
Keine Chance für Sekundärinfektionen
Das Letzte, was eine mit FIV infizierte Mieze braucht, sind Krankheitsüberträger wie Flöhe, Würmer oder Milben. Achte auf einen ausreichenden Parasitenschutz – auch im Haus. Die Annahme, dass Hauskatzen keine Parasiten bekommen, ist zwar weit verbreitet, aber leider ein Mythos. Sprich mit deinem Tierarzt über eine entsprechende Prophylaxe für deine kranke Katze. Er kann dich auch bezüglich immunstärkender Mittel beraten – hier gibt es unterschiedliche Ansätze, die individuell analysiert werden sollten. Auch ob eine infizierte Katze noch gegen Katzenschnupfen und Panleukopenie (=Core Impfung) geimpft werden sollte, muss individuell entschieden werden. Gegebenenfalls kann eine Titer-Bestimmung hilfreich sein.
Regelmäßige Untersuchungen geben Aufschluss über den Gesundheitsstand deines Vierbeiners. Vereinbare hierfür einen Untersuchungsplan mit deinem Tierarzt.
Der Plan wird folgendes beinhalten:
Alle 6 Monate: Maulhöhlen-Check, Lymphknoten-Check, Haut-Check, Augen-Check – alles im Rahmen der klinischen Vorsorgeuntersuchung
Alle 12 Monate: Blut und Harn
Neben den regelmäßigen Besuchen (absolutes Minimum alle sechs Monate) beim Tierarzt ist es auch wichtig, auf jegliche Änderungen bei deiner Katze zu achten. Infizierte Katzen besitzen ein circa 5-6x höheres Risiko, Tumore zu bekommen. In erster Linie handelt es sich dabei um Lymphome (meist B-Zell-Lymphome oder Blutkrebs)
Hast du eine ständig kränkelnde Katze mit hartnäckigen Infektionen und schlecht heilenden Wunden? Auch hier ist ein FIV-Test ratsam – Sprich mit deinem Tierarzt über FIV und die Folgen für dich und dein Lieblingstier.
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