Willst du ein Pflegetier aufnehmen? Das solltest du beachten
Du spielst mit dem Gedanken, dir einen Vierbeiner zuzulegen, aber wartest noch auf den richtigen Zeitpunkt? Wie wäre es, wenn du ein zu Hause auf Zeit für ein Pflegetier wirst? Eine Pflegestelle überbrückt die Zeit zwischen dem Aufenthalt im Tierheim oder dem Tierschutzverein bis zur endgültigen Vermittlung. Anbieter einer Pflegestelle arbeiten somit eng mit Tierschutzvereinen und Tierheimen zusammen. Wenn du dich entschieden hast, hilfst du dem Vierbeiner dabei, eine womöglich unschöne Vergangenheit schneller zu vergessen und ihn auf ein neues Leben vorzubereiten. Zusätzlich beteiligst du dich aktiv am Tierschutz. Welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, um eine Pflegestelle zu werden, erfährst du bei uns.
Voraussetzungen
Für ein Pflegetier brauchst du Raum, Zeit, Geduld und ein großes Herz. Du übernimmst ein hohes Maß an Verantwortung. Dabei ist zu bedenken, dass die Tiere oft eine schlimme Vergangenheit hinter sich haben. Somit ist dein Geschick und Einfühlvermögen gefragt, um verstörten Tieren die Angst, Scheu, Unsauberkeit und manchmal auch die Aggression wieder zu nehmen. Du bist schon vertraut im Umgang mit Katzen oder Hunden und dein zu Hause ist geeignet für ein Haustier? Dann solltest du dir ein Tier aussuchen, welches in/zu deiner Wohnung passt.
Ein alter Hund kann in keiner Wohnung unterkommen, die im 5.OG ohne Aufzug liegt. Wenn du in einer Mietwohnung wohnst, muss zudem dein Vermieter informiert werden und einverstanden sein, dass du ein Haustier hältst. Es sollten sowohl die räumlichen, als auch sachkundigen Voraussetzungen erfüllt sein. Beziehe am besten von Anfang an alle Familienmitglieder mit ein. Es ist ein großer Vorteil, wenn sie mit der Aufnahme und Betreuung eines Pflegetieres einverstanden sind.
Pflegestelle werden
Nach der Entscheidung eine Pflegestelle zu werden, solltest du dir einen seriösen Tierschutzverein aussuchen. Du kannst nun entweder telefonischen oder schriftlichen Kontakt zur Organisation aufnehmen. Der Verein oder das Tierheim wird dann mit dir ein Vorgespräch führen. Nach dem Basischeck ist es Zeit für das erste persönliche Treffen.
Bei der nun folgenden Vorkontrolle besucht dich jemand vom Verein/vom Tierheim in deinem zu Hause und gibt dir eine Einweisung. Wenn alle Voraussetzungen gegeben sind, suchst du dir gemeinsam mit dem Vertreter des Vereins oder Tierheims ein passendes Tier aus. Jetzt kommt der spannende Part: Du unterzeichnest einen Pflegestellenvertrag, in dem die Eigentumsverhältnisse sowie die Aufgaben einer Pflegestelle aufgeklärt bzw. aufgelistet sind. Anschließend zieht dein Haustier auf Zeit bei dir ein.
7 Schritte bis zur Pflegestelle:
- Tiererfahrung, Zeit, Geduld und Verständnis mitbringen
- Seriösen Tierschutzverein oder Tierheim wählen
- Beim Verein melden, Vorgespräch und Vorkontrolle bestehen
- Tier gemeinsam mit Verein/Tierheim aussuchen
- Pflegestellenvertrag unterzeichnen
- Zu Hause alles für das Tier vorbereiten
- Tier zieht ein – du bist eine Pflegestelle
Ausstattung für Pflegetiere
Wenn du eine Pflegestelle wirst, benötigst du eine Grundausstattung. Je nach Verein/Tierheim werden teilweise die „Basics“ gestellt. Für jedes Tier muss ein Futter- & Trinknapf vorhanden sein. Das Futter stellt die Pflegestelle. Ein Schlafplatz, so wie Spielzeug zur Beschäftigung sind ein Muss. Bei Katzen wird ein Kratzbaum benötigt so wie ein Katzenklo und Streu. Eine Transportbox zur Abholung rundet die Grundausstattung ab. Für einen Hund wird ein Halsband und Geschirr benötigt, so wie zwei Leinen. Diese sichern sowohl den Hund als auch dich beim Spazierengehen ab.
Deine Aufgabe als Pflegestelle
Du gibst deinem Pflegetier ein sicheres und artgerechtes zu Hause. Durch deine Zuneigung und Pflege erholt sich das Tier von seinen möglichen psychischen Strapazen und wird auf ein neues Leben in einer Familie vorbereitet. So lernt dein Pflegetier die Sozialisierung innerhalb einer Familie, eventuell auch mit Artgenossen kennen. Deine Erfahrungen mit dem Tier helfen dabei, eine erste Einschätzung vom Wesen und Charakter zu erstellen.
Die ersten Wochen mit deinem Pflegetier
Nach der Ankunft deines Pflegetiers ist es wichtig, einen sicheren Rückzugsort zu schaffen und es in Ruhe ankommen zu lassen. Alles ist neu und aufregend. Das Tier sollte selbst entscheiden können, wann es den menschlichen Kontakt möchte. Integriere das Tier trotzdem mit in den Alltag und fasse es nicht zu sehr mit Samthandschuhen an. Der Alltag hilft, das Tier auf seine spätere Familie vorzubereiten. Menschen kommen und gehen, die Waschmaschine wird auch mal angestellt – Im ganzen Prozess der Eingewöhnung spielt die Einbeziehung des Tieres eine große Rolle. Nachdem dein Pflegetier angekommen ist, steht ein Besuch beim Tierarzt an. Dieser macht einen Generalcheck. Je nach Herkunft des Tiers, besteht die Gefahr von spezifischen Krankheiten und womöglich stehen euch auch noch mehrere Arztbesuche bevor.
Bei Hunden ist eine doppelte Leinensicherung in den ersten 4 Wochen notwendig. Es wird ein Halsband und Geschirr mit zwei Leinen angelegt. Manche Hunde sind zuvor noch nie an einer Leine gegangen und müssen sich daran gewöhnen. Beachte, dass deinem neuen vierbeinigen Freund unter Umständen gezeigt werden muss, wo er sein Geschäft verrichten darf. Am Anfang sollte proteinarme Ernährung verabreicht werden. „Hochwertiges“ Futter können die Tiere oft nicht vertragen. Am Ende ist bei jedem Tier viel Geduld gefragt. Mit der Zeit passen sich die meisten Tiere an die neue Situation an.
Welche Information erhältst du als Pflegestelle über das Pflegetier?
Der Verein gibt dir alle vorhandenen Informationen über dein Pflegetier. Bei ausgesetzten Tieren sind die Informationen jedoch meist nur sehr spärlich. Die Tierschützer können dir vor Ort lediglich eine erste Einschätzung des Tieres geben. Dein neuer Mitbewohner verhält sich aber in einer anderen Umgebung womöglich ganz anders. Dies kann sich sowohl in positiven als auch im negativen Sinn zeigen. Die Tierschutzorganisationen aus dem Ausland verfügen meistens über deutlich noch weniger Informationen, als deutsche Tierheime und Vereine. Am Ende ist die Mithilfe der Vorbesitzer gefragt und deren Ehrlichkeit.
Wie lange bleibt dein Pflegetier bei dir?
Optimalerweise bist du eine perfekte Pflegestelle für dein Pflegetier. Wie lange es dauert, bis ein passendes zu Hause gefunden ist, variiert sehr. Du solltest dir deiner Verantwortung bewusst sein, dass dein Pflegetier nur Tage oder gegebenenfalls Monate bei dir lebt. Dein Verein gibt sein bestes, deinem Pflegetier ein neues zu Hause zu vermitteln.
Du willst den Pflegehund vielleicht doch selbst Adoptieren?
Wenn die Liebe zwischen deinem Pflegetier und dir plötzlich wächst und Ihr euch nicht mehr trennen könnt, dann ist es auch möglich, dein Pflegetier zu adoptieren. Dabei gilt dasselbe Verfahren wie bei einem Interessenten. Eine Adoption durch dich ist mit Unterzeichnung des Adoptionsvertrags verbindlich, sofern alle Voraussetzungen gegeben sind.
Kosten
Tierheime und Tierschutzvereine werden teilweise komplett über Spenden finanziert. Diese ermöglichen es, den laufenden Betrieb am Leben zu erhalten. Da das Budget begrenzt ist, übernimmt jede Vermittlungsstelle unterschiedliche Kosten. Die Tierarztkosten werden übernommen und im Nachhinein abgerechnet. Manchmal werden Kratzbäume, Transportkörbe oder Schlafbettchen gestellt. Beim Hund bekommst du als Pflegestelle ein Geschirr und eine Leine ausgeliehen. Die Futterkosten und jeweilige Hundesteuer deines Wohnortes trägst im Normalfall du. Sollte es vonnöten sein, einen Hundetrainer zu Rate zu ziehen, werden die Kosten in der Regel von deinem Verein getragen. Fahrkosten zur Abholung deines neuen Mitbewohners werden nicht von den Vereinen getragen.
Rechtliche Seite
Bei der Übergabe eines Pflegetiers wird pro Vierbeiner ein Pflegevertrag abgeschlossen. Je nach Tierart ist das Tier über den Verein abgesichert. Für einen Pflegehund gibt es eine Haftpflichtversicherung über den Verein. Die Versicherung übernimmt jedoch keine Haftung bei eigenverschuldeten Schäden. Evtl. Schäden in deinem Haushalt werden von keiner Versicherung getragen. Aus genau diesen versicherungstechnischen Gründen dürfen Pflegehunde nicht abgeleint werden. Bei Pflegekatzen wird keine Haftpflichtversicherung bereitgestellt.
Was passiert, wenn man vor Vermittlung des Hundes nicht mehr als Pflegestelle zur Verfügung stehen kann?
Du hast die Verantwortung für ein Pflegetier übernommen, aber dir kommt etwas Unvermeidliches dazwischen, bevor das Tier adoptiert wird. Diese Situation ist für Tier und Verein schlimm. Meist steht keine passende Ersatzpflegestelle zur Verfügung und das Tier müsste im Tierheim unterkommen. Somit ist es wichtig, den Tierschutzverein rechtzeitig zu informieren, damit ein Plan B ausgearbeitet werden kann. Solche Veränderungen sollten vermieden werden, da sie eine psychische Belastung der Tiere darstellt.
Die Suche nach dem perfekten zu Hause
Während dein Pflegetier bei dir lebt, wird das Tier in der Regel online und offline als „vermittelbar angeboten“. Dein Verein oder Tierheim ist für die Vermittlung zuständig, aber freut sich über tatkräftige Mithilfe von dir. In den ganzen Vermittlungsprozess ist das Tierheim oder der Tierschutzverein eng involviert. Bis zur Vermittlung können Tage oder Monate vergehen. Fotos, Videos und Texte helfen dabei, tierliebe Menschen auf dein Pflegetier aufmerksam zu machen. Wenn Interessenten sich melden, bekommst du Besuch für ein erstes Kennenlernen. Du hilfst dabei herauszufinden, ob dein Pflegetier und der Interessent zusammenpassen.
Wenn ein neues zu Hause gefunden ist, gibt es einen Interessentenbogen zum Ausfüllen. Nach Absprache wird im Idealfall beim Interessenten eine Vorkontrolle durchgeführt. Wenn diese positiv ausfällt, wird ein Schutzvertrag aufgesetzt. Bevor dein Pflegetier zum neuen Besitzer vermittelt wird, wird das Tier tierärztlich untersucht. Gegebenenfalls werden Impfungen aufgefrischt oder nachgeholt. Wenn der Schutzvertrag und die Schutzgebühr vorliegen, darf dein Pflegetier, der EU-Pass und eventuell relevante Informationen zur Gesundheit vom Tier zum neuen Besitzer umziehen.
Zu guter Letzt
Du solltest als Pflegestelle nach Möglichkeit eigenverantwortlich, selbständig und immer zum Wohle des Tieres handeln. Dein Verein oder Tierheim verfügt nicht über unbegrenzte finanzielle Mittel. Das bedeutet, dass du manchmal auch mal Zugeständnisse machen und Kompromisse eingehen musst. Im ganzen Pflegeprozess steht dir dein Verein oder das Tierheim zur Seite.
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