Von der Larve zum Floh – wir klären auf!
Die wissenschaftliche Bezeichnung für Flöhe ist „Siphonaptera“. Die Bezeichnung setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Siphon steht für Saugrohr und apteros für flügellos. Ein Floh ist also ein flügelloses Rüsseltier. Wie Zecken leben auch Flöhe parasitär und ernähren sich vom Blut ihrer Wirtstiere. Die meisten Floharten bevorzugen Säugetiere als Nahrungsquelle (95 Prozent), nur etwa fünf Prozent sind auf Vögel spezialisiert. Von den etwa 2.400 bekannten Floharten kommen ca. 70 in Mitteleuropa vor.
Flöhe: Kleine Anpassungsgenies
Im Laufe der Geschichte entwickelten Flöhe eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit. Abhängig vom Lebensraum werden sie in Nest- und Pelzflöhe eingeteilt. Erstere halten sich am liebsten am dunklen und trockenen Schlafplatz ihres Wirtes auf. Sie sind lichtscheu und sesshaft. Nachts kommen sie aus ihrem Versteck hervor, befallen den Wirt und ziehen sich gleich nach der Mahlzeit wieder zurück. Pelzflöhe sind reiselustiger. Sie nutzen ihren Wirt als Vehikel und wandern mit ihm durchs Leben. Offenbar sind sie weder lichtempfindlich noch leiden sie unter Reiseübelkeit.
Die Verbreitung von Flöhen
Flöhe sind in Mitteleuropa das ganze Jahr über aktiv, haben aber im Frühjahr und Sommer Hochsaison. Die kalten Jahreszeiten verbringen sie lieber in beheizten Wohnräumen. Nicht jeder Floh will uns an den Kragen. Durch ihre geringe Größe lassen sich die kleinen Parasiten aber mit dem bloßen Auge nicht voneinander unterscheiden. Erst unter einem Mikroskop ist eine Artenbestimmung möglich. In unseren Breitengraden tummeln sich Katzenflöhe (Ctenocephalides felis), Hundeflöhe (Ctenocephalides canis), Menschenflöhe (Pulex irritans), Igelflöhe (Archaeopsylla erinacei), Kaninchenflöhe (Spilopsyllus cunculi, Myxomatoseüberträger), Sandflöhe (Tunga penetrans), Hühnerflöhe – Meisenflöhe (Ceratophyllus gallinae), Taubenflöhe (Ceratophyllus columbae), Rattenflöhe (Xenopsylla cheopis), Mäuseflöhe (Leptinus testaceus) und Maulwurfsflöhe (Hystrichopsylla talpae).
Doch die Namen können täuschen: Flöhe haben zwar eine Vorliebe für bestimmte Wirtstiere, passen sich aber sehr schnell an und wechseln einfach den Wirt, falls neue Umweltbedingungen es fordern. Deshalb steht beim Katzenfloh schon mal Hunde- oder Menschenblut auf dem Speiseplan, falls keine Katze in Sicht und der Hunger groß ist. Auch der Maulwurfsfloh bietet eine kleine Parasitenanekdote. Obwohl sein liebstes Wirtstier eher klein ist, ist der Maulwurfsfloh der größte europäische Floh.
Von der Larve zum ausgewachsenen Floh
Flöhe machen in ihrer Entwicklung eine vollständige Metamorphose zum ausgewachsenen Insekt durch und gehören damit zur Gruppe der holometabolen Insekten (Holometabola; altgr. holos „ganz“, „vollständig“ und metabolé „Veränderung“) – vom Ei über eine Larve (drei Larvenstadien) zu einer Puppe bis zum ausgewachsenen Insekt. Bei idealen Umweltbedingungen (25-30°C und relativer Luftfeuchte > 50%) dauert der Flohzyklus ca. 3-4 Wochen, bei kühlen Temperaturen mehrere Monate. Die Eiablage von bis zu 50 Eiern am Tag von nur einem Weibchen erfolgt 24 bis 36 Stunden nach einer Blutmahlzeit. Die vom Weibchen frisch gelegten Eier sind dann noch feucht (fast klebrig) und haften am Wirt. Nach etwa zwei Stunden sind sie ausgetrocknet, fallen aus dem Fell und verteilen sich in der Umgebung. Sprich: Auf alle für das Tier zugängliche Bereiche, insbesondere auf den Schlafplätzen.
Aus den Eiern schlüpfen nach wenigen Tagen weiße, schmale, beborstete Larven, die sich von organischem Material (z. B. Hautschuppen) und besonders von Flohkot ernähren. Die Larven sind lichtscheu und verstecken sich im Gras oder unter Blättern. Im Haus sind Bodenritzen, Polster, Teppiche und der kuschlige Schlafplatz deines Lieblingstiers ihr bevorzugtes Versteck. Für ihre Weiterentwicklung brauchen Flohlarven eine hohe Luftfeuchtigkeit und gemäßigte Temperaturen – dabei häutet sie sich dreimal und wächst von etwa drei auf fünf Millimeter Länge an.
Hat die Larve ihr drittes Stadium erreicht, spinnt sie einen Kokon für ihre Ruhephase als Puppe. Bei optimalen Bedingungen schlüpft nach 5 bis 9 Tagen der erwachsene Floh. Nach dem Schlüpfen saugt der Parasit sofort Blut und ist schon nach einem Tag geschlechtsreif. Nach einem weiteren Tag beginnt bereits die Eiablage und der Zyklus beginnt von vorne. Die Lebensdauer eines erwachsenen Flohs liegt bei ca. 3 bis 4 Wochen.
Die Werkzeuge eines Flohs
Flöhe erreichen eine Länge von 1,5 bis 4,5 Millimetern. Sie besitzen zur Fortbewegung kräftige Hinterbeine, die ihnen Sprünge von bis zu einem Meter erlauben – das entspricht dem 200-Fachen ihrer Körpergröße. Ein kleines Manko hat die außerordentliche Sprungkraft jedoch: wo der Floh nach seinem Sprung landet, kann er nicht so genau bestimmen. Die Bewegung seiner Beine beim Springen gilt als eine der schnellsten Aktionen im Tierreich. Dabei wird die Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskeln durch die Spannkraft des sogenannten Resilinpolsters ergänzt, das an den Flohbeinen sitzt. Resilin ist ein elastisches Protein, das wie ein Bogen gespannt werden kann: rekordverdächtig schnell schießt sich der Floh selbst in Richtung eines unsicheren Ziels.
Physiognomisch ist der Floh für ein Leben im Fell optimal ausgestattet. Der seitlich abgeplattete, sehr harte Chitinpanzer begünstigt die Fortbewegung zwischen den Haaren des Lieblingstiers. Körper und Beine sind mit Borsten und Zahnkämmen gewappnet, die es dem Wirt erschweren, den lästigen Gast abzuschütteln. Selbst Kamm oder Bürste helfen oft nicht, sich der kleinen Plagegeister zu entledigen. Die Mundwerkzeuge der Flöhe sind zu kombinierten Stech- und Saugrüsseln ausgebildet und sitzen so am Körper, dass der Floh beim Saugen einen Kopfstand ausführt – er ist also nicht nur ein guter Springer, sondern auch ein Akrobat. Bleibt der Floh ungestört, dauert die Blutaufnahme 10 bis 25 Minuten. Nach einer üppigen Mahlzeit kann der gefräßige Parasit längere Zeit fasten.
Warum juckt der Stich?
Ein Flohstich verursacht eine kleine Wunde mit einem mehr oder minder intensiven und großflächigen Juckreiz. Charakteristisch ist, dass die Stiche fast immer in einer Reihe liegen, weil Flöhe schnell irritiert sind bzw. Probestiche setzen. Diese angeordneten Stiche nennt man auch „Flohstraße“. Nicht nur die Stiche selbst, mögen uns ärgern: Durch Flohstiche können auch Bakterien übertragen werden. Als weitere Folge kann es bei Hund und Katze zu einer Flohspeichelallergie (FAD) kommen. Entscheidend für die Entwicklung einer allergischen Reaktion ist die Menge an Flohspeichel, die übertragen wird. Prinzipiell kann ein einzelner Flohstich keine Allergie auslösen, aber ein Floh sticht nicht nur einmal, und auf einem Tier lebt nicht nur ein Floh. Deshalb ist es wichtig, Haustiere dauerhaft vor Flöhen zu schützen.
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